Projektplanung der Außenanlagen für den Verwaltungssitz
Die in Mülheim an der Ruhr gelegene Hauptverwaltung von ALDI Süd expandiert seit den letzten Jahrzehnten kontinuierlich. Es gibt mittlerweile sechs Verwaltungsgebäude, ein eigenes Kesselhaus sowie eine Kindertagessstätte und ein Parkhaus für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Dadurch steigen die Anforderungen an eine ansprechende und einladende Außenanlagen.
Die Landschaftsarchitekten von Freiraumplanung Wolf mit den Architekt:innen von Koschany + Zimmer Architekten folgten dabei der Orthogonalität der Gebäude und Straßen und akzentuiert mit ausgewählten und wiederkehrenden Materialien die Bauten auf dem Gelände. Mit Baukosten in Höhe von 3,8 Millionen Euro erfolgte die Fertigstellung des zunächst letzten Bauvorhabens des 6. Bauabschnitts mit der Kantine im Jahr 2016/2017.
© Koschany + Zimmer Architekten
In enger Abstimmung mit den Fachplanern Büro Krebs Ingenieure sowie GfG-Ingenieure konnten die Außenanlagen geplant werden. Ausführende Instanzen waren hierbei die Dieter Berg GmbH Gartengestaltung, die Baumschule Lappen, ARGE Dr. Fink-Stauf GmbH & Co. KG und die Dammeyer & Hoves GmbH & Co. KG. Nur mit der Vielzahl ausführender Unternehmen war es den Gartenarchitekten aus Berlin möglich, die komplexen Anforderungen an das Gelände zu erfüllen.
Überblick über die Projektinhalte Hauptverwaltung ALDI Süd
Im Fokus der Freianlagenplanung lag die Akzentuierung der Gebäude des Verwaltungsgebäudes von ALDI Süd. Dieses Ziel sollte durch ausgewählte Baumarten und stimmig kombinierte Materialien erfüllt werden. Das aufeinander abgestimmte Konzept unterstützt die Ökologie und belebt den Ort für Mitarbeiter:innen und Gäste.
Für die Betriebskindertagesstätte kamen zudem vielfältige Spiel- und Turngeräte auf das Gelände. Auch diese orientieren sich an verschiedenen geometrischen Formen und fördern die Beweglichkeit und das Miteinander der Jüngsten.
Das Gelände der betriebsinternen Kindertagesstätte
Die Anforderungen an das Gelände der Hauptverwaltung ALDI Süd
Für die Umsetzung der Freianlagenplanung galten verschiedene Anforderungen, die vor allem funktioneller Art sind. Zunächst sollte der Zugang zum Gelände und der Weg zwischen Gebäuden für Mitarbeiter:innen und Besucher:innen der Bürogebäude einladender gestaltet werden. Dazu steht vor allem Barrierefreiheit im Vordergrund. Für einen barrierefreien Zugang muss beispielsweise die rollstuhlgerechte DIN 18040 Norm eingehalten werden, nach der die Wege eine Mindestbreite und einen maximalem prozentualen Steigungsgrad aufweisen müssen. Dadurch muss gewährleistet werden, dass ein in der Bewegung eingeschränkte Mensch sich auf dem Gelände auch ohne zusätzliche Hilfe bewegen und verschiedene Standorte erreichen kann.
Diverse andere Anforderungen beziehen sich vor allem auf technische Bereiche. Lieferzonenplanung, die Nutzung von Kraftfahrzeugen bis hin zu Lastkraftwagen und Schwerlasttransporten müssen auf dem Gelände einwandfrei möglich sein. Auch die Notausgänge beziehungsweise die Zugänge für die Feuerwehr müssen im Gesamtvorhaben beachtet werden. Schließlich wird auch genügend Platz für die Fensterreinigung der großen Gebäude gebraucht – ein Hubsteiger muss um die Gebäude fahren können. Die Landschaftsarchitekten von Freiraumplanung Wolf musste sich daher umfassend mit einem geeigneten Bepflanzungskonzept mit genügend Abstand zu den Gebäuden befassen.
Wie bereits benannt, liegt der Fokus bei der Planung vor allem bei der Funktionalität. Das Begrünungskonzept wertet das Gelände auf, muss jedoch vor allem für alle Bereiche gut funktionieren. Dadurch stehen auch Sicherheit und Übersichtlichkeit als priorisierte Ziele im Projekt. Die Anordnung und Gestaltung setzen voraus, dass sich die Menschen auf dem Gelände besser orientieren können. Schließlich hat das Konzept auch einen Wiedererkennungswert für Besucherinnen und Besucher.
Zusammenfassend entsteht durch die Gartenarchitekten aus Berlin ein ansprechendes Gesamtkonzept mit Adressbildung. Die Aufenthaltsqualität für Gäste und vor allem für Mitarbeiter:innen in Arbeitspausen erhöht sich, wodurch diese sich auf dem großen Gelände wohler fühlen dürfen.
Inhalte der Campus-Planung der ALDI Verwaltung
Die Planung und Entwicklung erstreckten sich vom Logistikzentrum und Warenumschlag bis hin zur Verwaltung. Dabei ging es vorrangig um die Schaffung eines ansprechenden Arbeitsumfeldes, das repräsentativ und einmalig ist. Vor allem der Wunsch nach einer starken Begrünung aller Bereiche sollte erfüllt werden. Daher reduzierten die Planer:innen den prozentualen Anteil der sich dort vorher befundenen Asphaltfahrbahnen.
Zudem erbauten die ausführenden Instanzen eine neue Kantine mit Außensitzbereichen. Dadurch schufen sie Bereiche zum kurzen Verweilen in der Mittagspause oder vor beziehungsweise nach der Arbeitszeit. Die Kantine selbst wurde erhöht errichtet, sodass sie eine Terrasse umgibt. Diese Terrasse ist begrünt und wurde mit einer durchdachten Teichanlage verschönert. Im Fokus standen hier Ideen eines „Schwebenden Gastraums“ und „Reflecting Pools“, die den Wiedererkennungswert der Außenanlagen erheblich steigern. Schließlich entwickelten sich auch verschiedene Aus- und Einsehmöglichkeiten. Dadurch können Besucher:innen und Mitarbeiter:innen sich einen Überblick über den Campus schaffen und Orientierung gewinnen.
Das Parkhaus
Funktionalität findet sich auch im erbauten Parkhaus wieder. Die Grundfläche des Bauvorhabens wird gut genutzt, weil das Parkhaus mehrgeschossig erbaut wurde. Dadurch haben möglichst viele Kraftfahrzeuge Platz. Zusätzlich dazu sollte sich das Parkhaus stimmig in das Gesamtbild einfügen. Dies erfolgte mit extensiver Dachbegrünung.
Die extensive Dachbegrünung ist eine ökologische Alternative zum Schutz der Dachoberfläche. Dabei werden Pflanzen ausgewählt, die den Standortbedingungen gerecht werden können. Dazu gehören in der Regel das Aushalten von Sonne, Wind und Trockenheit. Relevant ist zusätzlich auch, dass die Pflanzen sich selbst erhalten können und es keinen oder nur einen geringeren weiteren Pflegebedarf gibt. Insgesamt besitzt eine extensive Dachbegrünung nur eine geringe Aufbauhöhe und ist vor allem durch Moos- und Gras-Kraut-Begrünung zu erkennen.
Unter anderem durch die extensive Dachbegrünung wird das Parkhaus in den Baum- und Strauchbestand eingebunden. Zusätzlich dazu gibt es weitere besondere Gestaltungsmerkmale, da die Lage des Parkhauses sich im Sichtbereich der Büros und der weiter umgebenden Wohnnachbarschaft befindet. So besitzt die Fassade des Parkhauses einen organischen beziehungsweise vegetativen Aufdruck, den die Architekt:innen von KZA in Abstimmung mit den Baum- und Pflanzenarten davor mit den Gartenarchitekten aus Berlin geplant haben.
Blick auf die vegetativ gestaltete Fassade des Parkhauses
Vor und rund um das Parkhaus herum haben sich die Experten für eine lockere Baumbepflanzung verschiedener Arten und mit verschiedenen Aspekten entschieden. Auserwählt worden sind hierbei sowohl Laub- als auch Nadelbäume, aber auch sommer- und immergrüne, teils säulen- oder kugelartige Bäume und Büsche. Zusätzlich gibt es auch einen geschwungenen Weg, der ausschließlich durch Bodendeckerpflanzen eingerahmt ist und dadurch einen natürlichen Wegeverlauf hervorruft.
Die asphaltierten Zufahrten zum Parkhaus werden mit niedrigen Eibenhecken bepflanzt, um diese zu betonen. Die unterste Ebene des Parkhauses ist gepflastert und kann bei Reparaturen oder Rückbau einfach modifiziert werden. Die Deckschicht lässt sich einfacher öffnen und schließen. Hierbei liegt auch der Vorteil zu einer homogenen Fläche aus Beton oder Asphalt.
Da im Parkhaus eine Vielzahl unterschiedlicher Wagen fahren müssen, sind die Pflaster mit einer sicheren Verschiebesicherung versehen. Dazu gehört beispielsweise die Verzahnung gegen häufige Rangierbewegung der Kraftfahrzeuge. Zur Wahrung der Ordnung hat sich das Planerteam von Freiraumplanung Wolf zudem für die Nutzung verschiedenfarbiger Pflastersteine entschieden. Die hellen Steine markieren dabei die Grenzen der einzelnen Stellplätze.
Die gesamte Freianlagenplanung rund um das Parkhaus erfolge in enger Abstimmung mit den Architekten des Parkhauses. Dadurch passen sich die Wege und Zonen dem Farb- und Nutzungskonzept an und bilden ein in sich stimmiges Gesamtbild.
Auswahl und Entwicklung der Bodenbeläge auf den geplanten Außenanlagen
Das gesamte Farbkonzept der Böden ist einheitlich und orientiert sich an der jeweiligen Nutzungsart. Es gibt einen hell/beige-grau farbigen Fußgängerbereich, der in der Regel nicht befahrbar ist. Eingefasst ist dieser in einen Bordstein in Anthrazit. Dadurch entsteht eine klare Wegeführung, wodurch Mitarbeiter:innen und Gäste eine bessere Orientierung wahren können.
Ein dunkler beziehungsweise in Anthrazit gehaltener Asphalt ist die reine Fahrbahn, die sich auch auf die Lieferzonen erstreckt. Die dunkle Farbe eignet sich gut für die Lieferzonen, weil der Reifenabrieb in dem Bereich in der Regel vermehrt ist und Reifenspuren weniger, bis gar nicht darauf gesehen werden.
Abweichend von diesem Konzept befindet sich auf der Freianlage ein neuer Vorplatz zwischen dem Hauptgebäude der Aldi Hauptverwaltung und dem Eingang zur Kantine. Die entstandene Fläche ist eine gemischte Verkehrsfläche und daher nicht mit einfarbigem Bodenbelag in eine Kategorie einzuordnen. Hauptsächlich ist der Platz als Fußgängerbereich gedacht, gelegentlich soll er jedoch auch für den Kfz-Verkehr genutzt werden. Die Planer vom Büro Freiraumplanung Wolf haben sich dennoch für einen hellen Belag entschieden und damit die Vorrangigkeit der Fußgänger betont. Außerdem ist die gesamte Einheit farblich und gestalterisch einheitlich und somit gut in das Gesamtbild integrierbar.
Ja nach Anforderungen unterscheiden sich die ausgewählten Steinformate, die sich auf dem Boden des Geländes der Verwaltung von ALDI Süd wiederfinden. Es gibt kleine bis mittelgroße Steine für kleinteilige oder geschwungene Wege. Diese befinden sich vor allem vor dem Parkhaus und führen die Besucher:innen und Mitarbeiter:innen vom Parkhaus zu den angrenzenden Gebäuden.
Größere, aber flacherer Platten sind auf der Terrasse, beispielsweise um die Kantine herum. Meist werden diese verwendet, weil eine geringere Aufbauhöhe möglich ist. Im Projekt ist deutlich erkennbar, dass höherwertige Oberflächen der Steine nach Funktion beziehungsweise der Art der Repräsentation unterteilt sind. In Lieferzonen befindet sich Asphalt oder Betonstein, der robust ist und der Auslastung durch den Rangierverkehr gerecht wird. Die Optik liegt dabei weniger im Fokus.
In Geh- und Aufenthaltsbereichen wurden Betonpflastersteine mit Natursteinvorsatz verwendet. Diese dienen vor allem der Wegeführung zu einzelnen Gebäuden und sorgen für einen barrierefreien Zugang des Geländes. Schließlich erstrecken sich auf dem Boden hochwertige Natursteine, die an besonderen Gebäudezugängen zu finden sind. Im Parkhaus sorgt der mit einer Verschiebesicherung ausgestattete Pflasterstein für ein praktisches und einheitliches Bild.
Die Wahl ähnlicher Materialien führt dazu, dass das Konzept harmonisch wirkt und eine optische Ordnung entsteht. Vor allem die Unterteilung in die Verkehrs- und Fußgängerwege stellt eine Besonderheit für ein Campusgelände dar und dient dadurch ebenfalls als ein Wiedererkennungsmerkmal.
Begrünbare Verkehrsflächen inmitten der Freianlagenplanung
Zur Steigerung des Wohlfühlfaktors war der Wunsch nach starker Begrünung sehr hoch. Gleichzeitig mussten die Landschaftsarchitekten von Freiraumplanung Wolf jedoch auch dafür sorgen, dass hohe Anforderungen für die Schwerlastbefahrbarkeit erfüllt werden. Um den Anteil der reinen Asphaltstrecke zu minieren, entschieden sie sich für den Rückbau einer bisherigen Asphaltfahrbahn.
Neu hergestellt wurde an dieser Stelle eine Bahn mit Rasenfugenplatten. Dabei handelt es sich um Betonpflasterplatten mit vorgefertigtem hohen Fugenanteil und Abstandhaltern. Die Fugen sind dabei natürlich gehalten und bestehen aus Rasen. Dadurch wird das optische Bild einer Asphaltstrecke mit einer natürlichen Ressource durchbrochen. Der Weg nimmt dadurch nicht die gewöhnliche Asphaltwirkung ein. Zudem versickert das Wasser durch die sich in den Fugen befindende Rasensaat effektiver.
Das durchdachte Konzept bringt eine Verkehrsfläche mit, die sich dennoch an die Wünsche der starken Begrünung anpasst. Der möglichst grüne Fahrbelag ist daher ein guter Kompromiss für die gesamte Freianlagenplanung.
Das Baum- und Bepflanzungskonzept der Landschaftsarchitektur aus Berlin
Das Ziel der Eingrünung des Geländes bezieht sich vor allem auf die Flächen zwischen Gebäuden der Hauptverwaltung ALDI Süd. Einerseits schaffen die Architekten einen Sichtschutz zwischen verschiedenen Bereichen. Andererseits dient das Bepflanzungskonzept aber auch als Ergänzung beziehungsweise als Kontrast zu den weniger farbigen Gebäuden. Automatisch entsteht dabei auch eine ökologische Vielfalt, wodurch der Bestand von Insekten und anderen Tierarten in der Umgebung erweitert wird.
Insgesamt entschieden sich die Experten für verschiedene Arten von Pflanzen in unterschiedlichen Anordnungen und Bereichen. Vor allem beachteten sie die Freihaltung von Bereichen mit unterirdischen Leitungen und Schachtbauwerken, die durch Wurzeln beschädigt werden könnten.
Ein möglichst abwechslungsreiches Bepflanzungskonzept sorgt dafür, dass Gäste und Mitarbeiter:innen ganzjährige florale Vielfalt erwartet. Genutzt werden hierfür vor allem artspezifische Eigenschaften, die zur Optik des Gesamtbildes beitragen. Farbiges Laub, grüne und rote Pflanzen, immergrüne Büsche und interessante Herbstfärbungen sind hierbei nur einige von vielen bedachten Aspekten.
Zusätzlich dazu sollten die Bäume und Pflanzen intensive Blüten zu unterschiedlichen Zeiten im Jahr tragen, da diese das Grün der Natur erweitern. Einige der Bäume besitzen auch eine besondere Rinde oder eine einzigartige Kronenform. Zu finden sind sowohl säulen- als auch kugel- und pyramidenförmige Kronen, sodass geometrische Formen auch im Baumkonzept wiedergefunden werden.
Trotz intensiver Blüten war es den Gartenarchitekten aus Berlin wichtig, dass die Bäume und Pflanzen keine oder nur kleine Früchte bilden. Vor allem sollten diese keinen Honigtau bilden, der für verklebte und verdreckte Autoscheiben sorgt. Diese Pflanzen wurden daher vor allem in Parkplatznähe vermieden.
Selbstverständlich sind die gewählten Baumarten so positioniert, dass sie für lange Zeit gut an ihrem Standort leben können. Die Standortverträglichkeit haben die Planer daher schon vor der Bepflanzung überprüft.
Insgesamt ist das Baumkonzept der Hauptverwaltung ALDI Süd mit neuen Arten bestückt, die eine bessere Klima- und Schädlingsresistenz besitzen. Dadurch entstehen „Klima-Bäume“, die nicht nur die Optik des gesamten Geländes aufwerten, sondern auch einen wichtigen Betrag für die Umwelt leisten. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist die ALDI SÜD Hauptverwaltung nicht mehr nur Arbeitsplatz, sondern zugleich auch ein Ort der kleinen Erholung.