Campus Hasso-Plattner-Institut in Potsdam
Geschichtlicher Umriss des Hasso-Plattner-Instituts
Im Jahr 1998 wurde das Hasso-Plattner-Institut für Digital Engineering gGmbH privat finanziert und bildet seitdem gemeinsam mit der Universität Potsdam die Digital Engineering Fakultät. Dabei handelt es sich um ein IT-Institut, das sich durch besondere Praxisnähe auszeichnet. Deutschlandweit besitzt es den einzigartigen Studiengang „IT-Systems Engineering“ und ermöglicht pro Semester einen Zuwachs von 80 Bewerber:innen. Die Zeit, die die Studierenden auf dem Campus Hasso-Plattner-Institut verbringen, soll durch die Freianlagenplanung des Geländes angenehmer gestaltet werden. Im Zuge dessen hat sich Freiraumplanung Wolf mit den zahlreichen Anforderungen auseinandergesetzt, Teilbereiche der Außenanlagen geplant und in Kooperation umgesetzt.
Die Waldumwandlung auf dem Campus Hasso-Plattner-Institut
Nach dem Neubau von zwei Institutsgebäuden als Erweiterung des bestehenden Instituts auf einem Grundstücksteil mit dichtem, waldartigem Baumbestand, haben die Gartenarchitekten aus Berlin eine Aufgabe erhalten. Es ging dabei im Wesentlichen um die Umwandlung des Geländes, sodass Institutsbesucher eine repräsentative Außenanlagen vorfinden konnten. Dazu entwickelten die Planer einen Entwurf in enger Abstimmung mit dem Bauherrn und den Architekten.
Zusätzlich dazu sollten die neu geplanten Elemente an die bereits bestehenden Wege angebunden werden. Im Zuge dessen ist auch eine neue Terrasse am Gebäude der Kantine und den Besprechungsräumen entstanden.
Bevor es zur Planung und Umsetzung der Außenanlagen kam, haben sich die Experten in einer vorangegangenen Untersuchung des Waldes ein Konzept ausgedacht, das den Umgang mit dem bestehenden Bestand beschreibt. Sie sind zu der Erkenntnis gekommen, dass möglichst viele Elemente des Waldes und der Natur beibehalten werden müssen, sodass nur ein umfassender und schonender Eingriff als einzige Möglichkeit für die Realisierung weiterverfolgt werden muss, um das Bauvorhaben umzusetzen.
Zwangsläufig mussten für die Umsetzung einige Bäume entfernt werden. Um den Bestand jedoch aufrechtzuerhalten und der Natur weiterhin genug Raum zu geben, sind umfangreichen Neupflanzungen geplant, die sich passend in das Gesamtbild integrieren.
Der Anspruch an die Freianlagenplanung und die Entwicklung der Materialienverwendung
Im Fokus des gesamten Bau- und Gestaltungsprojektes lag der Campus als am Waldrand liegender und offen gehaltener Aufenthaltsbereich. Die sich auf dem Campus befindenden Gebäude und Aufenthaltsflächen sind mit geschwungenen Wegen zwischen den Baumbeständen verbunden und insgesamt natürlichen Charakters. Dadurch entsteht ein naturnaher Durchgang, der zum Durchqueren und Verweilen einlädt.
Sowohl die geplanten Wege als auch die begleitende Bepflanzung verlaufen organisch und ordnen sich den Gebäuden und Bäumen unter. Sie führen dazu, dass der Campus optisch geordnet und zugleich als gestalterische Einheit wirkt.
In unmittelbarer Nähe zu den Institutsgebäuden befinden sich Aufenthaltsorte als Holzdeck beziehungsweise Terrassen. Sie bieten den Studierenden und Dozierenden Raum für Pausen und Interaktionen. Das Holzdeck selbst musste in der Planung etwa einen Meter tiefer als die restliche Umgebung gesetzt werden, weil dadurch Höhenunterschiede überbrückt werden konnten.
Für den Bodenbelag wurden auf dem gesamten Campus verschiedene Pflasterbeläge gewählt. Diese sind versickerungsfähig und dadurch besonders gut für unterschiedliche Witterungsverhältnisse geeignet. Beispielsweise befindet sich eine wassergebundene Decke als Bodenbelag auf einem Großteil der Wege. Regenwasser kann sickern und in das Erdreich gelangen. Der überwiegende Teil der Pflasterflächen entwässert seitlich in die Pflanzflächen. Die zahlreiche Flora wird dadurch bewässert und kann langfristig gut überleben.
Der geschwungene Wegeverlauf dient nicht nur der Aufrechterhaltung der Natürlichkeit ohne intendierte Wege, sondern auch als Schutz der Bäume. Die Gartenarchitekten aus Berlin versuchten dabei, möglichst wenig in die Natur einzugreifen und Bäume zu erhalten. Für Spaziergänger wird der vielseitige Baumbestand erlebbarer, insbesondere im Hinblick auf ältere Bäume und ihren Werdegang.
Zusätzlich zu Pflastersteinen wurden auch Natursteinsitzblöcke verwendet. Die Wahl eines ähnlichen und bereits verbauten Materials eignet sich besonders gut, weil die Umgebung nicht überladen wirkt. Außerdem können sich die Menschen auf einen naturnahen Aufenthalt in einer Lichtung freuen. Die Natursteinsitzblöcke befinden sich in der Nähe von beziehungsweise vor Gebäuden. Dadurch können Studierende die Warte- und Pausenzeiten sitzend verbringen und von der Natur profitieren.
Ergänzend zu den wassergebundenen Wegedecken und Pflasterflächen sind zusätzlich Rasenmulden geplant worden. Sie sorgen für die Regenwasserversickerung vor Ort und leisten damit ebenfalls einen Beitrag für die Umwelt.
Der allumfassende Anspruch in diesem Vorhaben liegt dabei, die Bepflanzungsplanung so zu gestalten, dass der waldartige Charakter aufrechterhalten wird und zugleich einen ökologischen Ausgleich darstellt. Dadurch soll der Waldcharakter als besonderer Ort für ein Bildungsinstitut verstärkt werden und als Wiedererkennungsmerkmal dienen.
Planung der Außenanlagen in Verbindung mit bereits bestehenden Elementen
Da nicht der gesamte Campus neugestaltet wird, muss die Anknüpfung alter Wege an die neuen erfolgen. Die Wahl der Materialien für die neuen Wege hat sich daher vehement an den zuvor verwendeten Materialien der alten Wege orientiert. Dadurch gelang es den Gartenarchitekten des Büros Freiraumplanung Wolf, ein in sich stimmiges Gesamtkonzept zu erschaffen. Die Wiederverwendung von altem Natursteinmaterial kam vor allem auch deshalb infrage, weil sie sich gut zur Einhaltung und Schaffung von Barrierefreiheit eignen.
Die Pflasterstraßen aus Kopfsteinpflaster und Kleinsteinpflaster werden nicht aus herkömmlichen Natursteinen hergestellt, sondern mit geschnittenen Steinen. Die abgeschnittene Oberfläche der Natursteine sorgt für eine Ebenmäßigkeit, die vor allem für Rollstuhlfahrer:innen von Vorteil ist. Die Pflastersteine ohne abgeschnittene Kappen wären zu holprig und damit nicht im Sinne der Barrierefreiheit gewesen, die dazu da ist, dass sich möglichst alle Menschen ohne Hilfe auf einem Gelände fortbewegen können.
Insgesamt besitzt die Planung der Außenanlagen vor allem das Ziel, sich möglichst gut an die bestehenden Teile des Campus anzupassen. Die Optik des Naturstein-Kleinpflasters und das Verlegemuster orientieren sich daher am Bestand, sodass die Gestaltung wie bekannt fortgeführt wird.
Die Begrünung und die Bepflanzungsplanung
Neben zahlreichen Bäumen und Büschen plante Freiraumplanung Wolf auch die Pflanzung vielfältiger Fauna. So befinden sich auf dem Gebäude verschiedene Gräser und Stauden. Unter anderem die Schaumblüte, Tiarella cordifolia, ist auf dem gesamten Gelände oft vertreten. Sie besitzt Herzblättern und ist ursprünglich in Nordamerika beheimatet. Sie ist winterhart und blüht im April und Mai. Sie ist nicht nur eine Zier-, sondern auch eine Nutzpflanze. So bietet sie Bienen einen umfassenden Nektarreichtum an.
Punktuell haben sich auch der Rippen- als auch der Becherfarn durchgesetzt. Der Rippenfarn ist der einzige in Europa natürlich vorkommende Farn und ebenfalls winterhart. Er wird oft als Bodendecker verwendet und ist dadurch besonders gut in Wald- und Wegnähe nützlich. Der Becherfarn wächst auf natürliche Weise an Bächen und Flüssen und liebt daher feuchte Böden. Die passende geplante Wegedecke sorgt dementsprechend für ein genügend feuchtes Erdreich.
Zusätzlich zum Becherfarn haben sich die Gartenarchitekten aus Berlin für weitere Bodendeckerpflanzen entschieden. Die Elfenblume wird großflächig im Schatten und Halbschatten verwendet, vorwiegend die Sorte Frohnleiten, die eine Höhe von etwa 30 Zentimeter erreicht. Dadurch, dass sie eine verholzte Wurzel besitzt, hat sich jedoch auch einen Halbstrauch Charakter und kann sich gut in ein bewaldetes Gebiet integrieren lassen. Auch das Kleinblättrige Immergrün Vinca minor bedeckt halbstrauchartig den Boden des Campus- und Waldgeländes. Der flächige Wuchs und eine Wuchshöhe von 15 Zentimetern sorgen dafür, dass freier Platz natürlich bepflanzt werden kann, ohne dass dieser überladen wirkt. Zudem ist die Vinca minor bienenfreundlich und trägt somit aktiv zum Ökosystem bei.
Schließlich gibt es auch eingestreute Einzelsträucher, die sich nicht Flächendeckend auf der geplanten Außenanlagen befinden. Diese besitzen meist einen besonderen Wuchs oder eine deutlich auffallende Blüte. Dadurch fungieren sie als „Eye-Catcher“ inmitten einer naturnahen Umgebung.
Für eine stimmige Rahmung hat sich die Freiraumplanung Wolf schließlich für Hecken entschieden, die in gebäudenahen Bereichen zu finden sind. Sie bringen ein weiteres grünes Element auf das Gelände und sorgen indirekt für eine Raum- beziehungsweise Platzaufteilung innerhalb des Campus.
Das Fazit der Freianlagenplanung auf dem Campus des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam
Inmitten eines natürlichen Waldstücks errichtete das Hasso-Plattner-Institut zwei neue Gebäude, die an die bereits bestehenden angebunden werden sollten. Die Planung des Bauvorhabens übernahm dabei Freiraumplanung Wolf und wurde damit mit ungewöhnlichen Anforderungen konfrontiert.
Die neuen Gebäude bilden den Mittelpunkt des Campus und wurden mit Pflastersteinwegen an den bereits bestehenden Campus angeknüpft. Hierbei lag vor allem die Einheitlichkeit der verwendeten Materialien im Mittelpunkt, damit ein möglichst stimmiges und gut aufeinander abgestimmtes Gesamtbild entsteht.
Viele Bestandteile der Natur waren bereits gegeben, sodass die Gartenarchitekten aus Berlin sich mit der Organisation der Wege und weiterer Bepflanzung auseinandersetzten. Im gesamten Bau- und Planungsvorhaben sollten möglichst wenige Bäume entfernt werden müssen, wodurch natürlich geschwungene Wege entstanden.
Für eine vielseitige und winterharte Bepflanzung sorgten die Planeren zusätzlich, um auch im Winter für grüne Flächen zu garantieren. Dadurch lädt der Campus des Instituts Studierende, Mitarbeitende und weitere Personen zum Verweilen ein.