Die Außenanlagen im Pankow Park Berlin und das integrierte Regenwasser-Management
Die Geschichte des Pankow Parks in Berlin
Der heutige Pankow Park ist bereits mehr als 100 Jahre alt. Im Jahr 1907 errichtete Sigmund Bergmann in Wilhelmsruh eine Elektrofabrik, da innerstädtische Kapazitäten nicht mehr ausreichten und die Elektroindustrie stark wuchs.
Der Bereich an der Hertzstraße bot und bietet gute Verkehrsanbindungen, beispielsweise mit der Nord- oder Heidekrautbahn, und konnte über die Jahre weiteren Platz für Vergrößerungen und zusätzliche Produktionsstätten schaffen. Insbesondere Kabelwerke, Stahlverarbeitungs-, Maschinen- und Autofabriken fanden hier ihren Platz.
Das Gelände, das nach 1945 in Folge des Zweiten Weltkrieges zu großen Teilen zerstört war, wurde in die VEB Bergmann-Borsig umgewandelt und war auch zu DDR-Zeiten ein Standort großer Industrieproduktion. Nach der Wiedervereinigung wurde das Gelände vom Großunternehmen ABB, dann Alstom übernommen und erweitert. Schließlich entwickelte sich daraus der sich heute dort befindende Pankow Park Berlin, der neben den großen, mittlerweile denkmalgeschützten Lagerhallen, in denen sich Kleingewerbe, Ausbildungs- und Kulturstätten befinden, auch weitere neue Hallen zur Waggonbauproduktion von Stadtler beinhaltet.
Die Planung der Außenanlagen im Pankow Park durch Freiraumplanung Wolf
Für den Standort der Black Box Music Veranstaltungstechnik GmbH plante Freiraumplanung Wolf an mehreren Hallen die Außenanlagen. Dabei handelte es sich um Haus 1, Haus 6, Haus 11 und die Halle für Rammstein Merchandising.
Die Aufgaben der Gartenarchitekten aus Berlin umfassen neben der Modernisierung der Geh- und Fahrwege für die Mitarbeiter:innen und der Lieferzonen für Bühnen- und Veranstaltungstechnik auch die Planung von verschiedenen Elementen zur Regenwasserspeicherung und -versickerung. So wurden je nach Möglichkeit und Anforderung vor Ort Rasenmulden, Speicherschächte und größere Speicherbauwerke für das Projekt geplant und in die gesamte Anlage integriert.
In Folge der umfassenden Gestaltung der Außenanlagen der dort ansässigen Rammstein Merchandising oHG, die den industriellen und urbanen Charakter des historischen Gewerbegeländes betonen, wurde Freiraumplanung Wolf, in Zusammenarbeit mit den Architekten cpm, 2018 mit der Ferdinand-von-Quast-Medaille des Berliner Senats ausgezeichnet.
Das Regenwasser-Management und die Umsetzung auf dem eigenen Grundstück
Ein Regenwasser-Management ist besonders dann sinnvoll, wenn anfallendes Regenwasser auf befestigten Flächen nicht abgeleitet werden kann. Nichtbeachtung der Ableitung des Regenwassers kann zur Folge haben, dass Schäden an sich in der Nähe befindenden Bauwerken entstehen.
Im besten Fall kann das Wasser in angrenzende Rasenflächen, Pflanzungen oder Beete versickern. Wo dies jedoch nicht möglich ist, muss das Wasser über Rinnen, Abläufe und Leitungen abgeführt werden. Die Ableitung in die städtische Kanalisation kann erfolgen, jedoch fallen dabei Entsorgungsgebühren an, die durch die Planung des Regenwasser-Managements verhindert werden können.
Neben den anfallenden Entsorgungsgebühren müssen vor allem in Berlin die sogenannte Einleitbeschränkung eingehalten werden. Dahingehend muss das anfallende Regenwasser dem natürlichen Kreislauf wieder zurückgeführt werden. Diese Regelung gibt es in Berlin seit 2018 und sie reguliert, dass das Regenwasser in erster Linie auf dem eigenen Grundstück versickern, und somit dem Boden und Grundwasser zugeführt werden soll. Konkretere Vorgaben finden sich auf dem Hinweisblatt zur Begrenzung von Regenwassereinleitungen bei Bauvorhaben in Berlin:
„Die Einleitbeschränkung gilt als maximal zulässiger Drosselabfluss und ist bei mittelbaren Einleitungen in die Kanalisation unabhängig von der Jährlichkeit [abzuführen]. Durch den Grundstückseigentümer ist sicherzustellen, dass die Regenmenge, die die zulässige Einleitmenge übersteigt, schadlos auf dem Grundstück zurückgehalten wird und somit ein Schutz vor Überflutung bei Starkregen gegeben ist. Das Regenwasser darf nicht in den Straßenraum oder in angrenzende Grundstücke entlastet werden bzw. zu Schäden bei Dritten führen. Für Grundstücke mit einer abflusswirksamen Fläche von mehr als 800 m² ist ein entsprechender Überflutungsnachweis im Sinne der technischen Regelwerke zu erbringen. Für Grundstücke mit einer abflusswirksamen Fläche bis zu 800 m² ist ein geeigneter Überflutungsnachweis in Anlehnung an die technischen Regelwerke zu führen.“ (Quelle: Hinweisblatt. Begrenzung von Regenwassereinleitungen bei Bauvorhaben in Berlin (BReWa-BE)
Damit die Beschränkung auch auf dem eigenen Grundstück eingehalten werden kann, ist eine umfassende Planung des Entwässerungs- und Versickerungskonzeptes erforderlich. Diese erfolgte im Pankow Park durch Freiraumplanung Wolf.
Für die Planung des Regenwasser-Managements müssen die Gartenarchitekt aus Berlin vor allem die Höhen- und Gefällelage des vorhandenen und geplanten Geländes sowie der Gebäude beachten. Grundsätzlich soll anfallendes Regenwasser immer mit einem leichten Gefälle weg vom Gebäude fließen. Die benötigten Geländeneigungen müssen berücksichtigt werden, zudem müssen Kenntnisse über die Versickerungsfähigkeit des Bodens und die jeweiligen lokalen Anforderungen vorhanden sein (z.B. Wasserschutzgebiet). Diese können bei der Gemeinde oder Wasserbetriebe erfragt werden.
Das Ziel ist, dass das angefallene Regenwasser länger vor Ort und schadensfrei gehalten wird, anstatt in die Kanalisation zurückgeführt und aufbereitet zu werden. Die Entwicklung dieser Regelung in Berlin liegt in der wachsenden Verdichtung der Stadt begründet. Zudem sorgen die messbar steigenden Niederschläge in der Stadt für insgesamt vermehrten Abfluss und bei den Wasserwerken für erhöhtes Regenwasseraufkommen.
Um bei Starkregen die Kanalisation nicht zu überlasten und Rückstau und Überflutungen zu verhindern, wurden bisher oft die plötzlich zusätzlichen Niederschlagsmengen ungereinigt in Flüsse und Gewässer eingeleitet. Durch diesen Eintrag von Schmutzpartikeln (z.B. von Straßenabwässern) können die Gewässer aus ihrem natürlichen Gleichgewicht gebracht werden und Algenwachstum und Fischsterben zur Folge haben.
Durch die zunehmenden Niederschläge in Städten entsteht demnach ein zusätzlicher Druck, das anfallende Regenwasser möglichst dezentral zu behandeln und möglichst in den Boden versickern zu lassen. Der gewachsene, begrünte Boden, so er nicht selbst Schadstoffe (z.B. Altlasten) enthält, hat hierbei eine wichtige natürliche Reinigungs- und Filterfunktion. Bei der Flächenversickerung werden die natürlichen Reinigungs- und Abbaumechanismen des belebten Bodens genutzt. Etwa die oberen 40 Zentimeter, die auch von Pflanzen, Bakterien und Kleinstlebewesen belebt sind, nehmen das Wasser und seine Bestandteile auf. Die hierbei entstehende Verunreinigung ist gewollt und führt zur Zersetzung oder Ablagerung, wobei diese im Laufe der Zeit in leicht abbaubare Stoffe umgewandelt werden.
Das abfließende Wasser sollte also möglichst dem natürlichen Wasserabfluss zugeführt werden. Unter dem natürlichen Wasserabfluss versteht man den Abfluss ohne eine Versiegelung des Bodens.
Für Grundstückseigentümer zeigt sich die Einleitbeschränkung in Berlin darin, dass die maximale Menge Regenwasser, die der Grundstückseigentümer in die städtische Kanalisation abgeben darf, auf rund 2 Liter pro Sekunde und Hektar Grundstück zu reduzieren ist. Dies bezieht sich vor allem auf diejenigen, die sich nicht in der Nähe eines größeren Gewässers oder eines Wasserschutzgebietes befinden. Die genaue Einleitmenge soll bei den Wasserbetreibenden bzw. der zuständigen Wasserbehörde abgefragt und das dann erarbeitete Regenwasserkonzept mit diesen Stellen abgestimmt werden.
Regenwasser effektiv rückhalten
Grundsätzlich gibt es für die Rückhaltung von Regenwasser im Boden mehrere Möglichkeiten. Dafür ist die umfassende Planung und der Einbau von wasserspeichernden oder -versickernden Bodenbelägen zu nennen. Dies bezieht sich auch auf die Wasserrückhaltung auf dem Dach.
Während Asphalt (auf dem Dach: Bitumenbahnen) das Regenwasser bis zu 100 Prozent ableitet, kann dies bei Beton- oder Naturstein-Pflasterbelägen durch die Aufnahmefähigkeit und Porosität des Steins und vor allem in Verbindung mit der Fuge bis unter 50 Prozent betragen. Vor allem bei PKW-Stellplätzen, die naturgemäß zur Benutzung eine große Flächenbefestigung erfordern, ist es möglich, durch den Einbau von Dränpflaster oder Splitt-Fugen-Pflaster den Wasserabfluss zu reduzieren und mehr Wasser direkt vor Ort versickern zu lassen.
Ein ähnliches Vorgehen sollte auch für Dachflächen geprüft werden. Hierbei fallen wegen der 100-Prozent-Versiegelung große Wassermengen an.
Je nach Statik des Daches gibt es für flache oder schräge Dächer unterschiedliche Bauweisen für eine extensive oder intensive Dachbegrünung, beziehungsweise für Speicherplatten, die das Regenwasser auf der Dachfläche zurückhalten, der Bepflanzung weitergeben und verdunsten. Die an der Regenrinne ankommende und damit auf dem Gelände zu behandelnde Regenwassermenge wird somit reduziert.
Zusätzlich zum Nutzen der Regenwasserreduzierung kann eine extensive oder intensive Dachbegrünung ein Gebäude und die Umgebung auch optisch aufwerten. Extensive Dachbegrünungen bestehen aus Bepflanzungen, die keine weitere Pflege durch den Menschen benötigen. Oft handelt es sich dabei um verschiedene Gras- und Sedumarten (Sedum: Dickblattgewächse, trockenverträglich), die einmalig gepflanzt der Natur überlassen werden können. Eine intensive Dachbegrünung ist nur dann sinnvoll, wenn die Statik des Daches es zulässt, da für höhere Pflanzen (Stauden, Sträucher) mindestens 40 cm Pflanzsubstrat benötigt werden, die, wassergesättigt, ein hohes Gewicht für das Dach darstellen. Wenn dies statisch und konstruktiv möglich ist, sowie eine zusätzliche Bewässerung der Pflanzen bei heißer Witterung möglich ist, kann eine Bepflanzung des Daches mit prächtig blühenden Pflanzen geplant und umgesetzt werden.
Regenwasser effektiv versickern
Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Arten, wie das Wasser durch ein optimiertes Regenwasser-Management versickern kann. Die sogenannte Flächenversickerung ist eine breitflächige Art der Wasserversickerung, die zum Beispiel einfach über das Seitengefälle eines Weges in die angrenzende Rasenfläche umgesetzt werden kann.
Hierfür sollte vorher in Erfahrung gebracht werden, ob der Boden grundsätzlich zur Versickerung geeignet ist, d.h. ob es versickerungsfähige Bodenschichten, einen ausreichenden Abstand zum Grundwasser gibt und keine Schadstoffe im Boden sind, die durch zusätzliche Versickerungen ausgewaschen werden und in das Grundwasser gelangen können.
Der gewachsene, belebte und unbelastete Boden übernimmt dann hierbei die bereits erwähnte Reinigungsfunktion des Wassers. Das Wasser sucht sich dann einen Weg durch den Boden und gelangt schließlich in das Grundwasser. Zusätzlich kann der Boden jedoch auch Wasser speichern. Dieses verdunstet im Laufe der Zeit, was dem Mikroklima für Flora, Fauna und den Menschen zugutekommt. Das liegt in erster Linie daran, dass Staub gebunden und die Luftfeuchtigkeit erhöht wird. Damit wird schließlich der natürliche Wasserkreislauf zusammengeführt und kann beim nächsten Regen von vorne beginnen.
Neben der Flächenversickerung gibt es auch die Muldenversickerung, die meist an die befestigten Flächen angrenzt. Dabei handelt es sich um etwa 30 Zentimeter tiefe ausgebildete Mulden im Boden. Sie können je nach anfallendem Wasser und der Versickerungsfähigkeit des Bodens, das Regenwasser zwischenspeichern. Damit die Muldenversickerung dauerhaft funktioniert, müssen die Mulden mit Rasen bewachsen und regelmäßig gemäht werden. Dadurch wachen die Mulden nicht zu oder erodieren und verlieren schließlich ihre Eigenschaften.
Zusätzlich zur einfachen Muldenversickerung kann in der Planung des Regenwasser-Management auch auf ein Mulden-Rigolen-Bauwerk zurückgegriffen werden. Zusätzliche Rigolen-Bauwerke, die in der Regel aus Volumen aus Kiessteinen bestehen, nehmen weiteres Wasser auf. Dafür werden die Leerräume zwischen den Kieselsteinen genutzt. Die Kies-Volumen sind außen mit einem Vlies ummantelt, um Wasser durchzulassen, die Leerräume vor Verschlammung zu schützen.
Des Weiteren ist die Planung und Installation von größeren und komplexeren Regenwasserspeicherbauwerken möglich. Dabei handelt es sich um unterirdische Zisternen oder Speicherkanäle mit einem vergrößerten Durchmesser, die das zusätzliche Wasser aufnehmen können. Dafür gibt es zahlreiche industrielle Hersteller, die verschiedene modulare Elemente aus Beton oder Kunststoff anbieten. Zum Teil können sie sehr große Wassermengen zurückhalten. Sie kommen auch bei der Entwässerung von Autobahnen, an Flugplätzen oder auf Industrieanlagen mit großen befestigten Flächen zum Einsatz.
Wenn der Verunreinigungsgrad des Wassers hoch ist, werden in der Planung und Umsetzung auch ein oder mehrere Reinigungsschachtbauwerke eingesetzt. Sie sind dazu da, das Wasser vorzuklären und zu vermeiden, dass verunreinigtes Wasser das Schachtbauwerk zusetzt und abgegeben wird.
Am Ende der Zisterne wird das Wasser über einen Drosselschacht, entsprechend den Vorgaben der lokalen Wasserbetriebe, in die städtische Kanalisation abgegeben. Bereits im Vorfeld der Planung müssen die mögliche Einleitmenge, das Entwässerungskonzept und der eventuelle Einsatz von Schacht- insbesondere der Reinigungsschachtbauwerke mit den zuständigen Behörden und Wasserbetrieben abgestimmt werden.
Nicht in jeder Stadt gilt die Einleitbeschränkung, wie sie in Berlin vorzufinden ist. Trotzdem können sich die Investitionskosten von Speicherbauwerken und der Einsatz von stärker versickerungsfähigen Bauweisen gegenüber den Abwassergebühren der Wasserbetriebe auf längere Sicht lohnen. Neben dem finanziellen Aspekt wird das Wasser dem natürlichen Kreislauf zugeführt, so dass, überregional betrachtet, das Überflutungsrisiko reduziert wird und ein leistungsfähiger Naturhaushalt gestärkt wird.
Fazit: Regenwasser-Management in Außenanlagen und auf Grundstücken im Pankow Park
Die Außenanlagen des Pankow Parks in Berlin wurde durch die Planung von Freiraumplanung Wolf entsprechend der in Berlin geltenden Regelungen erneuert und optimiert. Neue und verbesserte Geh- und Fahrwege sorgen mit einem durchdachten Regenwasser-Management dazu, dass das Wasser auf natürliche Weise versickern kann. Flächen- sowie Muldenversickerungen reduzieren das Überflutungs- und Schadensrisiko und reduzieren auf lange Sicht die Abwassergebühren.
Auch Privatbesitzer:innen können von einem Konzept für das Versickern des Regenwassers profitieren. Die Investition in die private Außenanlagen verhindert unschöne Regenpfützen auf dem Grundstück, die auch eine Gefahrenquelle oder im Winter Frost darstellen können und reduziert das Schadensrisiko an Bauwerken.
Ein eigenes Management des Regenwassers kann nachhaltig für geringere Abwasserkosten sorgen. Damit wird nicht nur dem persönlichen Budget, sondern auch der Umwelt etwas Gutes getan.