Der Drostengarten in Rietberg
Die Geschichte des Drostengartens
Der Drostengarten rund um das altertümliche Drostenhaus ist aus einer privaten und vormals heruntergekommenen Gartenfläche entstanden. Der Verkauf des Hauses an ein Ehepaar brachte erste wesentliche Veränderungen. Das Paar kümmerte sich um die Ausgestaltung des Grundstücks und ermöglichte der Öffentlichkeit den Zugang.
Das Drostenhaus trägt seinen Namen seit dem 17. Jahrhundert, da darin zwei Drosten (Landräte) wohnten. Dabei handelte es sich um die höchsten Regierungsbeamten der ehemaligen Grafschaft.
Im Laufe der Zeit sanierte das Ehepaar das Gebäude. Mittlerweile fungiert das Drostenhaus als privater Raum. Darin wohnen insgesamt fünf Mietparteien im Sinne des „befreundeten Wohnens“, wobei jede Partei eine private Gartenparzelle besitzt.
Das charmante Haus brauchte im Rahmen eines neuen Projekts einen umfassenden Umbau des Gartens. Die Planung der Außenanlagen erfolgte durch Freiraumplanung Wolf. Das Ziel war die Entstehung eines harmonischen und in sich schlüssigen Gesamtbilds.
Der Drostengarten – die Freianlagenplanung der Gartenarchitekten aus Berlin
Der Fokus des Projektes lag in der Planung und dem Bau einer Gartenanlage, wobei die Fertigstellung in den Jahren 2007 und 2009 erfolgt. Das Budget lag bei 0,25 Millionen Euro.
Die Anlage teilten die Architekten in zwei Teile auf. Ein öffentlicher Teil des Drostengartens ist für Besucher:innen gedacht. Der private Bereich inklusive der Nutzung des Drostenhauses ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und daher mit einer 2 Meter hohen Hecke von der frei begehbaren Fläche abgegrenzt.
Die Eröffnung des Gartens erfolgte im Rahmen der Landesgartenschau Rietberg im Jahr 2008. Zu dem Zeitpunkt fanden Besucher:innen auch temporäre Kunstelemente und Skulpturen vor Ort. Die Bauherren des Projektes, Andrea und Heiner Kühlmann, die Besitzer:innen des Hauses, gingen dabei speziell eigenen Wünschen nach. Die gesamte Planung führte das Büro Freiraumplanung Wolf durch.
Der Aufbau und die Gartenplanung des Drostengartens
Mit einer Fläche von etwa 0,1 Hektar gilt der Drostengarten als zweitgrößter Park der Stadt. Die Planung erfolgte nach dem damaligen barocken Vorbild und das umgesetzte Projekt lädt mit seinen zahlreichen Grünflächen zum Verweilen ein.
Der private Bereich des Drostenhauses besteht aus fünf Gärten inklusive fünf Terrassen, wobei diese nach den Wünschen der Mieter:innen geplant und gestaltet worden sind. In den Gärten befinden sich eine kleine Rasenfläche sowie Sitzgelegenheiten und eine individuelle Bepflanzung durch Gräser oder Bäume. Die Parzellen sind vom öffentlichen Bereich durch eine ausreichend hohe Hecke getrennt. Auch jede Mietpartei hat einen persönlichen Raum, der durch weitere Hecken von den anderen Parteien abgegrenzt ist. Hinter dem Drostenhaus sind zudem die Parkplätze der Mieterinnen und Mieter zu finden.
Im öffentlichen Bereich finden Besucher:innen eine vielschichtige Bepflanzung und natürlich konzipierte Grünflächen. Sitzbänke laden zur Entspannung und zum Verweilen im Park ein. Sie sind teilweise in die Hecke integriert und fügen sich somit perfekt in das Gesamtkonzept ein.
Zentraler Bestandteil des Drostengartens ist der geometrisch angelegte Garten mit Blickachsen auf einen Springbrunnen. Die Form erhält der Garten durch Staudenrabatten, die zudem als Trennung zur restlichen Gartenanlage dienen. Ein Weg durchkreuzt den Garten und führt zu einer Skulptur, die dauerhaft im Drostengarten zu finden ist und die Neugier zahlreicher Besucher stillt.
Der Fokus auf ein natürliches Aussehen des gesamten Gartens ist auch in der Bepflanzung zu finden. Einige Obstbäume zieren die Grünflächen. Alte Eiben und Eibenkugeln setzen die Gartenarchitekten aus Berlin bewusst in Szene und kombinieren sie Beispielsweise mit Kunstelementen.
Sowohl auf dem Boden als auch in der den Park umgebenden Zaunanlage verwendete Freiraumplanung Wolf Natursteinplatten bzw. Natursteinelemente. Die Wände dienen zur konkreten Abgrenzung zu anderen Bauwerken und bringen mehr Ruhe in den Drostengarten. Der Park ist für Besucher nur durch ein Tor betretbar und verfügt über genaue Öffnungszeiten.
Ausgewählte Materialien für ein stimmiges Gesamtbild der Außenanlagen
Zu den ältesten und effektivsten Wegeformen gehört die sogenannte wassergebundene Wegedecke. Dabei handelt es sich um einen wasserdurchlässigen Oberflächenbelag u. a. im Drostengarten, der aus gebrochenem kleinkörnigen und verdichteten Natursteinmaterial besteht. Die meisten Wege im Park sind aus diesem Material, da Besucher:innen darauf bequem laufen können. Bei Nässe versickert der Niederschlag im Boden, sodass keine rutschige Schlammschicht entsteht.
Die Ausführenden des Bauvorhabens beginnen zunächst mit einer Randbefestigung aus Natursteinplatten, die eine Bettung aus Beton erhalten. Die einzelnen Schichten der Wege legen die Landschaftsgärtner danach Schritt für Schritt an. Dadurch ist die Dichte des Weges erhöht und Langlebigkeit bzw. Robustheit gegeben.
Der Bau wassergebundener Wegedecken ist komplex und besteht aus insgesamt vier Schichten. Je nachdem, ob ein Weg mit schweren Verkehrsmitteln befahrbar sein muss, gibt es eine Bodenschicht von 20 bis 40 Zentimeter Höhe. Die unterste Ebene besteht aus einer Frostschutzschicht, durch die das Vereisen im Winter und damit Rutschgefahr vermieden wird. Zusätzlich kann sich durch das Verhindern der Vereisung keine Nässe auf dem Weg bilden. Im nächsten Schritt erfolgt die Tragschicht. Umso dicker diese Schicht aufgebaut wird, desto tragfähiger ist der Weg. Für Wege, die ausschließlich für Fußgänger gedacht sind, reicht dabei eine recht dünne Schicht. Soll ein Weg mit einem Auto befahrbar sein, sollte eine höhere Tragschicht angelegt werden. Die Ausgleichsschicht, auch dynamische Schicht genannt, ist die vorletzte Schicht und sorgt für eine Verzahnung der einzelnen Ebenen. Schließlich wird die Deckschicht aufgebracht und anschließend im feuchten Zustand mittels einer Walze verdichtet.
In dieser Konstellation ist die Wegedecke besonders witterungsbeständig. Ein fehlerhafter Einbau könnte jedoch auch Probleme mit sich bringen, sodass sich die einzelnen Schichten aufwölben und die Optik verändern. Auch größere Gefällstrecken bergen Gefahren, da bei Starkniederschlägen die Deckschicht abgeschwemmt werden kann und dadurch die unteren Schichten freigelegt werden.
Die wassergebundene Wegedecke ist im 19. Jahrhundert typischer Bestandteil des Wegebaus geworden. Die bis heute entwickelten technischen Geräte verhelfen den veränderten Ansprüchen und stellen ein simples, aber funktionables Gestaltungselement dar. Sie lockern den Gesamteindruck auf und sind, im Gegensatz zu z. B. Betonboden, in einem natürlichen Stil gehalten.
Als eine weitere Besonderheit sind die Natursteinelemente anzusehen, die sich sowohl teils auf dem Boden, teils an den Einzäunung um den Park herum und am Springbrunnen befinden. Sie gliedern den Park in einzelne Bereiche und strukturieren einen sehr großen Park in offene einzelne Areale. Im Zentrum der Planung der Landschaftsarchitekten vom Büro Freiraumplanung Wolf stand für dieses Projekt der Anröchter Naturstein an. Der aus der Region stammende Naturstein wird im Drostengarten als Brunnen verwendet und stellt damit einen zentralen Mittelpunkt des ganzen Geländes dar.
Der Springbrunnen und die Planung anderer Elemente weisen daher mehrere Zwecke auf. Der Anröchter Dolomit wird als Sitzgelegenheit, aber auch als Einfassungselement in einzelnen Wegen genutzt. Auch die Zaunanlage ist daraus entwickelt worden.
Anröchter Natursteine haben im Deutschen unterschiedliche weitere Namen, sind jedoch vor allem unter „Deutscher Blaustein“ oder „Deutscher Grünstein“ bekannt. Im Wesentlichen gibt es zwei unterschiedliche Färbungen der Natursteine. In der Soester Börde wird aus verschiedenen Steinbrüchen aus dem Kalksteinvorkommen der Naturstein abgebaut. Der Gehalt an Sandkörnern ist beim Anröchter Stein sehr gering.
Im Vorkommen des Anröchter Steins finden die Natursteinexperten zwei Banklagen, wobei die obere die blaue und die untere die grüne ist. Die größte Nachfrage besteht jedoch beim „Deutschen Grünstein“. Anröchter Blau hingegen wird seltener genutzt. In der Vergangenheit gingen Experten davon aus, dass der Naturstein dolomitische Texturen anzeigt. Dadurch hätte es sich um ein Karbonat-Gestein gehandelt, das in der Regel jedoch weiße Strukturen gehabt haben müsste. Fälschlicherweise entwickelte sich so auch der Name „Anröchter Dolomit“.
Im Rahmen der umfassenden Geschichte Deutschlands sind Anröchter Steine bereits öfter verbaut worden. So sind sie sowohl in der Kirche St. Maria zur Wiese als auch in Kirchen in Lippstadt zu finden. In norddeutschen Kreisen gilt vor allem der Grüne Stein als Bau- und Denkmalstein.
Der Naturstein wird sowohl in der Innen- als auch Außenarchitektur verwendet. Außen ist er oft für Fassadenbekleidungen, Bodenbeläge, Treppen, Fensterbänke und ähnliche Aufbauten geeignet. Im Drostengarten dient der grüne Anröchter Stein als Bodenbelag zwischen Rasen und Sitzbänken als auch als Wandelement im hinteren Teil des Gartens. Durch die schlicht gehaltene Farbe ist die Integration in das Gesamtkonzept einfach machbar und ermöglicht den Besuchern das Überqueren der Rasenfläche bis zu verschiedenen Sitzmöglichkeiten. Gleichzeitig entsteht für die Spaziergänger ein natürliches Erlebnis, da die Steine auf dem Boden nicht den gesamten Rasen bedecken. Sie sind nach einem gleichmäßigen, aber ungewollt wirkenden Muster angeordnet und besitzen „dicke Fugen“, sodass wachsender Rasen zu sehen ist.
Die Freianlagenplanung setzt den Fokus der verwendeten Materialien bewusst auf naturbezogene Elemente. Das Material selbst scheint unscheinbar, in der Kombination mit anderen Teilstücken und Ressourcen entsteht jedoch eine natürliche Symbiose.
Durchdachte Gartenplanung und Bepflanzung für den Drostengarten
Die bereits erwähnten alten Eiben gehören zu einer gut schattenverträglichen Baumart und können ein hohes Alter erreichen. Diese befanden sich bereits vor Beginn des Projektes im Drostengarten und wurden durch die Landschaftsarchitekten vom Büro Freiraumplanung Wolf in das neue Gesamtbild integriert. Aufgrund ihres Alters und Umfangs passen sie sich perfekt an den barocken Stil an und bieten den Besuchern genügend Möglichkeiten zum Verweilen im Schatten.
In den äußeren Parkbereichen befinden sich Rhododendrongruppen. Die Rhododendron-Pflanzen gelten als besonders anspruchsvolle Pflanzenart und stellen daher eine Besonderheit des Parkes dar. Sie rahmen die Außenanlagen ein und bringen durch ihre pinken und violetten Töne Farbe in den Park. Zusätzliche Pflege brauchen sie dennoch nur selten, weil sie gut in das vegetative Umfeld integriert worden sind.
Die sich im Zentrum befindenden länglichen Staudenrabatten, die den geometrischen Garten formen, bepflanzten die Zuständigen mit unterschiedlichen Blütenpflanzen bzw. Zierpflanzen. Darunter gibt es beispielsweise Mohn und Rosen. Sie dienen als Abtrennung zum Weg und hellen den Park mit zahlreichen Farben nochmals auf.
Entspannung und Kunst im Bauvorhaben durch Freiraumplanung Wolf aus Berlin
Auf der Außenanlagen befindet sich ein dauerhaftes Kunstelement, das durch die Bildhauerin Christiane Möbus entstand. Die Skulptur trägt den Titel „Voller Mond“. Es handelt sich dabei um eine Stahlskulptur, die aus schwebenden „Mondhälften“ besteht und unter einer großen Eibe sowie über Efeu lokalisiert ist. Die Mondhälften sind auf den sich in der Nähe befindenden Kirchturm der St. Johannes Baptist Kirche ausgerichtet. Die Besonderheit des Kunstwerkes liegt darin, dass der Lichteinfall durch die Tageszeit oder das sich ändernde Wetter variiert. Die Wirkung der Skulptur wechselt. Somit ist das Werk besonders gut für Beobachter geeignet. Um das Kunstelement herum planten die Experten ein barockes Ambiente. Dadurch gilt es als eines der Schmuckstücke der Rietberger Altstadt.
Sowohl zur Eröffnung im Jahr 2008 als auch zwischendurch, gab es temporäre Kunstwerke unterschiedlichster Arten. Diese waren an zentralen Orten auf der Anlage zu finden und teilweise auch im Fokus besonderer Abende.
Ein Highlight stellt der Brunnenplatz Illumina vor. Es handelt sich dabei ebenfalls um einen geometrisch geplanten Springbrunnen, der als Wasserspiel genutzt werden kann. Das Wasserspiel ist begehbar und wird vor allem am Abend mit spezieller Beleuchtung in eine extravagante Atmosphäre verwandelt.
Der Drostengarten als Raum für besondere Abende
Jährlich findet auf dem Gelände des Drostengartens das Event „Rietberger Illumina“ am Brunnenplatz statt. In einem Zeitraum von vier Stunden tragen Künstler und Musiker Gedichte und Musikstücke vor. Die passend geplante szenische Beleuchtung ist nicht nur für die Auftretenden, sondern auch für alle Zuschauer:innen und Interessierte ein besonderes Erlebnis. Der Park dient daher nicht nur dem alleinigen Zeitvertreib, sondern schafft auch Chancen für neue Kontakte und neue Erfahrungen.
Neben jährlich wiederkommenden und geplanten Ereignissen gab es beispielsweise auch schon temporäre Aktionen. So befand sich eine literarische Installation von Nabila Irshaid in Form eines Gedichtes in der Nähe des Wasserspiels. Das Gedicht „Jüdischer Friedhof bei Rietberg“ von Hans-Ulrich Treichel befand sich auf einer in Szene gesetzten Wand und war ein Teil eines an die Vergangenheit angelehnten Projektes. Das Erfahren einer Vielzahl kultureller Möglichkeiten ist damit für die Besucher:innen möglich.
Die Gesamtkonzeption der Landschafts- und Gartenplanungsarchitekten aus Berlin
Die Konstellation aus dem Drostenhaus und dem Drostengarten ist durch die geplante Zweiteilung sowohl für private und lokal ansässige Parteien wie auch für die Öffentlichkeit nutzbar. In Anlehnung an die Zeit im 17. und 18. Jahrhundert, in dem ein barocker Baustil vorherrschte, plante Freiraumplanung Wolf eine einladende Garten- und Parklandschaft für die ganze Familie.
Auch wenn die Besucher das Drostenhaus nicht von innen besichtigen können, profitieren sie von den Kunstwerken innerhalb des Parks und nehmen an besonderen Anlässen auf dem Brunnenplatz teil. Das Ergebnis des Projektes lässt Entspannung, auf Wunsch allerdings auch Aktivität in einer ruhigen und in sich stimmigen Umgebung zu. Grünflächen laden zum Verweilen ein und ermöglichen ein Picknick und oder Spaziergänge. Der Drostengarten gilt als Besonderheit der Stadt und wird nach der umfassenden Planung und dem anschließendem Um- bzw. Aufbau gerne und viel besucht.