Der Spiel- und Sportpark in Verl-Sürenheide
Überblick über das Bauprojekt
Im Stadtteil Sürenheide der Stadt Verl plant das Team von Freiraumplanung Wolf die Erweiterung einer bereits bestehenden Spiel- und Sportanlage. Der Fokus dabei liegt darin, Aktivitäten für unterschiedliche Altersstufen zu entwickeln und dadurch die Zielgruppe zu vergrößern. Das neue Freizeitangebot findet auf 20.000 Quadratmetern statt und wird mit einem Budget von 2,7 Millionen Euro durch die Stadt Verl finanziert. Angesetzt ist eine Bearbeitungszeit von 2015-2019.
Die Besonderheit bei der Planung des Sportparks liegt darin, dass Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Schulen, Kindergärten und Vertreter:innen der Stadt aktiv in der Vorplanung mitwirken. Eine an die Außenanlagen angrenzende Grundschule kann langfristig davon profitieren und den Sportunterricht, insbesondere leichtathletische Disziplinen, dort stattfinden lassen.
Planung und Umsetzung der Gartenarchitekt:innen aus Berlin
Der Weg bis zur Umsetzung der Pläne ist mit einigen Hindernissen verbunden. In erster Linie ist ein Lärmschutzgutachten für einen Sportpark wie diesen einzuholen. Dafür hat jedes Land eigene Beurteilungsmaßstäbe. Für die Freizeitanlage in Verl mussten die verschiedenen Lärmquellen von einer Gutachter:in ermittelt und bewertet werden. Die Untersuchung des potenziellen Lärms ist wichtig, um Klagen von Anwohnerinnen und Anwohnern zu verhindern und präventive Maßnahmen, z. B. in Form von Lärmschutzwallen, einzuleiten.
Zusätzlich zum Lärmschutzgutachten benötigen die Planer ein Lichtimmissionsgutachten. Das Gutachten überprüft, inwiefern die Beleuchtung im Park und auf den Sportanlagen Anwohnerinnen und Anwohner stören könnte. Dazu gehören beispielsweise Faktoren wie der Grad der Blendung und die Beleuchtungszeit. Fest angesetzte Immissionswerte dürfen nicht überschritten werden – dies ist bei der Nutzung und den Betriebszeiten zu berücksichtigen.
Für den Spiel- und Sportpark in Verl-Sürenheide entsteht ein Lärmschutzwall, der eine Höhe von bis zu sechs Metern vorweist. Der Wall ist zudem vollständig bepflanzt und wertet die Umgebung optisch auf.
Umsetzung des Freizeit- und Sportplatzbaus
Auf dem gesamten Gelände befinden sich drei Fußballfelder, ein Trainingsfußballfeld, ein Kleinspielfeld, Tennisplätze, eine Weitsprunganlage, eine 100 Meter lange Laufbahn, Beachvolleyballfelder, eine Off-Road-Bahn, eine Skateanlage, Kletterfelsen, ein Szenetreffpunkt und ein Spielplatz. Damit werden unterschiedliche Bedürfnisse und Altersklassen abgedeckt. Wie die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen konkret aussieht, wird im Folgenden detailliert erläutert.
Die drei Kunstrasenplätze der geplanten Außenanlagen
Für die Planung der Sportplätze steht in erster Linie die Entscheidung aus, ob Kunst- oder Naturrasen für das Projekt geeignet sind. Je nach Rasen gibt es jedoch Vor- und Nachteile, die beachtet werden müssen.
Naturrasen ist der natürliche Klassiker. Seine Vorteile liegen vor allem in der optimalen Gleitfähigkeit, die im Fußball öfter zum Tragen kommt und Dynamik in ein Spiel bringt. Der große Nachteil an dieser Rasen-Art liegt jedoch darin, dass der Naturrasen bei Regen, Frost und Schnee oft nicht bespielt werden kann und eine intensive Pflege braucht. Dadurch ist die Nutzungsdauer im Jahr beschränkt und für einen offen zugänglichen Sportpark mit vielen Nutzer:innen und Vereinssport mit vielen Mannschaften weniger empfehlenswert.
Kunstrasen ist, bis auf in wenigen Ausnahmen, witterungsunabhängig. Auch im Winter können Sportlerinnen und Sportler darauf aktiv werden. Ein weiterer Vorteil ist die Struktur des Belags. Sie weist eine hohe Ebenheit aus und ist dadurch multifunktional nutzbar. Der geringe zusätzliche Pflegeaufwand ist ebenfalls positiv.
Die Gartenarchitekt:innen aus Berlin entscheiden sich bei diesem Projekt für Kunstrasenplätze, weil diese nicht nur saisonal oder witterungsabhängig bespielt werden können. Er ist insgesamt robuster und kann dadurch länger und intensiver genutzt werden.
Für Kunstrasenplätze kommen unterschiedliche Füllmaterialien infrage. EPDM, Kork und Quarzsand sind die häufigsten. In der Regel besteht die Umsetzung des Kunstrasens aus vier Schichten. Die unterste Schicht ist ein mineralisches Schottergemisch, darauf wird eine elastische Tragschicht verbaut. Dann wird der Kunstrasenbelag verlegt, der zunächst mit einer Quarzsandschicht verfüllt wird und anschließend noch mit einem Füllmaterial, beispielsweise EPDM oder Kork verfüllt wird.
Für manche Sportplätze ist eine Beregnungsanlage von Vorteil. Die Versorgungsleitung für die Versenkregner wird einen Meter von der Außenlinie entfernt verlegt. Insgesamt sind zehn dieser Regner an der äußeren Spielfeldlinie angesetzt. Bei Naturrasenplätzen sorgt die Wasserversorgung für die optimale Abdeckung aller Bereiche. Für Kunstrasen liegt der Vorteil einer Beregnungsanlage vor allem darin, dass durch die Befeuchtung ein Aufheizen des Kunstrasenbelags verhindert wird.
Neben Fußball ist mittlerweile auch Rugby und American Football in Deutschland ein beliebter Sport. Auf Kunstrasenplätzen ist die Umsetzung möglich, auch wenn die Pollänge des Rasens höher sein muss als beim Fußballspielen. Die Abmessungen eines Rugbyfeldes sind größer als die eines Fussballfeldes, sodass die Planung und der Bau einer kombinierten Anlage unter Umständen problematisch ist.
Rund um den Sportplatzbau befassen sich die Planer von Freiraumplanung Wolf auch mit dem Wohl der Zuschauer. Für diese werden Sitz- und Stehtribünen gebaut. Für weniger frequentierte Sportanlagen reichen jedoch Barrieren zum Anlehnen am Spielfeldrand aus.
Die Entscheidungsfindung bei der Planung der Sportplätze liegt zusätzlich auch darin, welche dazugehörige Leichtathletikanlage für die zukünftigen Sportlerinnen und Sportler relevant ist. Unterschieden werden dabei vier verschiedene Typen von Kampfbahnen. Typ A ist für internationale und bedeutende leichtathletische Wettbewerbe gedacht. Dazu gehört ein nahtloser Übergang von Rundbahn zu Rasenspielfeld. Zudem gelten besondere Regeln zu Bordkanten um die Rundbahn herum.
Die Kampfbahn Typ B ist ähnlich ausgestattet wie die von Typ A und gilt als Voraussetzung für regionale bzw. überörtliche Meisterschaften. Bei dieser Art muss es beispielsweise ein Oberflächengefälle bündig zum Laufbahnniveau geben.
Schulsport kann auf einer Kampfbahn mit dem Typ C stattfinden. Diese Art des Sportplatzes hat eine Rundbahn, eine 100 Meter lange Laufbahn und ein Weitsprung-Segment. Für den Spiel- und Sportpark in Verl-Sürenheide wurde auf Basis der Entscheidung der Gremien der -Stadt Verl von den Gartenarchitekten aus Berlin eine Kampfbahn Typ D geplant. Auch im Hinblick auf die zur Verfügung stehende Fläche war eine 400 m Laufbahn leider nicht möglich. Die Kampfbahn Typ D besitzt keine Rundbahn um das Feld herum, ist jedoch gut für Kombinationsanlagen geeignet. Eine 100 Meter lange Laufbahn und die Möglichkeit für eine Sprungdisziplin gibt es dennoch.
Weitere Spielfelder für die Freizeit und den Schulsport auf der geplanten Außenanlagen
In direkter Nähe eines Kunstrasenplatzes entsteht ein Kleinspielfeld mit Kunststoffbelag und Maßen von 20 Metern mal 40 Metern. Dieser lässt sowohl Arten des Fußballspielens als auch Basketball zu. Hierfür werden feste Basketballkörbe installiert. Rund um das Kleinspielfeld planen die zuständigen Architekt:innen aus Berlin Banden sowie einen Ballfangzaun. Dadurch gewährleisten sie den Schutz anderer Besucher:innen der Außenanlagen und teilen den gesamten Park in einzelne Bereiche ein.
Zusätzlich entwickeln die Planer:innen eine Erweiterungsfläche für zwei weitere Tennisplätze, ergänzend zum Bestand der bestehenden Tennisanlage. Sie entsprechen in ihrer Größe der angesetzten Norm und haben damit je die Maße von 23,77 Metern mal 10,97 Metern. Sie befinden sich auf der Anlage in der Nähe der Kunstrasenplätze und sind ebenfalls durch Ballfangzäune gesichert.
Auch Volleyball ist Teil der Sport- und Freizeitanlage. In der Planung sieht Freiraumplanung Wolf den Bau von zwei Beachvolleyballfeldern vor. Sie sind neben der Weitsprunganlage und den Tennisplätzen lokalisiert. Damit werden auf den einzelnen Sportplätzen innerhalb einer Anlage zahlreiche sportliche Interessen abgedeckt.
Die Nähe der einzelnen Sportplätze zueinander sorgt vor allem im Rahmen von Schul- oder Vereinssport dafür, dass ein Wechsel der Plätze einfach möglich gemacht wird. Die gesamte Fläche wird durch den frequentierten Aufbau außerdem effektiv genutzt.
Eine Off-Road-Anlage für Jugendliche
Für Fans des Off-Road-Geländes entsteht auf der Außenanlagen ein hügeliger Bereich. Eine mit vorhandenen Böden und einer speziellen Substratmischung erstellte Strecke spricht vor allem fortgeschrittene BMX- und Mountainbike-Fahrer:innen an. Der Start und das Ziel der Strecke sind erhöht und bringen den Fahrerinnen und Fahrern Schwung für die natürlich gehaltenen Hindernisse und Bodenwellen. Außerhalb der erdigen Runde ist in erster Linie Rasenfläche zu finden. Vereinzelt sind einige Bäume gepflanzt, die den Kurs der Bahn verdeutlichen. Optisch ist die Bahn simpel gehalten. Der Fokus liegt ausschließlich auf den darauf zu findenden Akteuren.
Der Bau des Skateparks
Im Rahmen einer Mitmachaktion von Jugendlichen, die die zukünftige Skateanlage gestalten dürfen, entsteht diese mit einem Unterstand aus Beton, der vor Vandalismus sicher ist. Dieser gilt als Szene-Treffpunkt der Jugendlichen und bietet witterungsbedingten Schutz. Auf der Skateanlage befinden sich Skatelemente für Anfänger:innen und Fortgeschrittene, die aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen. Der Einbau unterschiedlicher Höhenniveaus sorgt bei den Interessierten für größeren Fahrspaß.
Kletterfelsen für junge und ältere Kinder auf der Sportanlage
Neben zwei kleinen funktionalen Minispielfeldern (13 Meter mal 20 Meter), die mit kleinen Toren versehen sind und beispielsweise für Hockey genutzt werden dürfen, gibt es zwei in sandsteinfarben gehaltene Kletterfelsen mit Klettergriffen. Dadurch sprechen die Gartenarchitekt:innen aus Berlin nicht nur die Team-Sport-Begeisterten, sondern auch die Solo-Sportler:innen an. Der Fallschutzbereich in der Umgebung der Kletterfelsen ist mit Rindenmulch versehen. Bei einem Sturz schützt dieser durch seine Federungskraft vor schweren Verletzungen.
Der Spielplatz für die jüngste Zielgruppe
Um die Attraktivität des Spiel- und Sportparks auch für jüngere Besucher:innen zu steigern, ist die Errichtung eines Spielplatzes geplant. Eine robuste Spielanlage aus Edelstahl sorgt dabei für ein langlebiges und sicheres Erscheinungsbild. Für die Umsetzung ist auch an dieser Stelle zunächst eine Genehmigung einzuholen.
Der Spielbereich für Kinder besteht aus einer großen Rasenfläche mit vereinzelten Spielgeräten. Weidentipis laden zum freien Spielen ein und fördern die Fantasie der Jüngsten. Auch ein Barfußpfad befindet sich auf dem Gelände. Dadurch lernen Kinder ihre Sinne bewusst zu erleben.
Auf dem Spielplatz befinden sich zudem Schaukeln und Schwingpferde, die zur aktiven Bewegung motivieren. Installierte Hängematten dienen schließlich zur Entspannung und runden einen Tagesausflug ab. Die sich auf dem Gelände befindenden Spielgeräte wurden ebenfalls durch die Bürgerinitiative beeinflusst und entsprechen möglichst vielen geäußerten Wünschen.
Eine Außenanlagen mit stimmiger Optik
In erster Linie ist der Spiel- und Sportpark für Menschen gedacht, die sich mit sportlichen Aktivitäten auseinandersetzen möchten. Zusätzlich achten die Architekt:innen jedoch auch auf eine stimmige Optik. Die einzelnen Elemente und Bereiche haben einen urbanen Stil und sind insgesamt wenig ausgeschmückt. Die Lärm- und Ballfangwände sind jedoch vollständig grün bepflanzt.
Auf dem gesamten Gelände befinden sich einige Rasenflächen, die Zuschauer:innen und Besucher:innen zum Verweilen einladen. Besonders an den äußeren Rändern der Anlage finden Besucher einige Bäume, die zusätzlich als Schattenspender dienen können. Auch auf der Off-Road-Strecke werden einige heimische Bäume zur Aufwertung der Anlage gepflanzt.
Vernetzung unterschiedlicher Interessen – ein Sportplatz der Interaktion
Das Projekt des Spiel- und Sportparks in Verl-Sürenheide beginnt bereits bei der Planung mit interaktiven Elementen. Zahlreiche Menschen und potenzielle Zielgruppen äußern ihre Wünsche, die Freiraumplanung Wolf in der Planung der Anlage berücksichtigt. Auf der großen Fläche von 20.000 Quadratmetern konnte somit ein Sportzentrum entstehen, das die gängigsten Sportarten miteinander verbindet. Zusätzlich dazu gilt es als sozialer Treffpunkt vieler Jugendlicher und sorgt für neue Kontaktmöglichkeiten zu jeder Zeit im Jahr. In unmittelbarer Nähe und eingebunden in die Gesamtanlage befindet sich das Gemeindehaus des Ortssteils Sürenheide. Dieses Gebäude wird vorrangig von der älteren Generation genutzt. Somit ist an dieser Stelle im Mittelpunkt des Ortes ein kommunikatives Miteinander der Generationen möglich. Schließlich ist der Nutzen dieses Projektes auch für in der Nähe liegende Grundschulen oder Vereinen groß. Das Projekt vereint viele Sportarten und erhöht die Motivation sich zu bewegen.