Freiraumplanung Wolf

Über uns

Das Garten- und Landschaftsarchitekturbüro Wolf wurde 1967 von Ferdinand Wolf in Rietberg (NRW) gegründet.

Seit 2003 wird das Büro unter der Bezeichnung freiraumplanung wolf von Matthias Wolf an den Standorten Berlin
und Rietberg weitergeführt. Zum Büroteam gehören festangestellte Mitarbeiter, die projektbezogen durch freie Mitarbeiter unterstützt werden.

„Kultur trifft Natur“ in der Landesgartenschau Rietberg

„Kultur trifft Natur“ in der Landesgartenschau Rietberg

Das Landesgartenschauprojekt „Kultur trifft Natur“

Die für Besucher:innen öffentliche Fläche der Landesgartenschau Rietberg ist groß und zieht jährlich immer noch viele hunderttausende Besucher:innen an. Im Rahmen des Projektes, das als Arbeitsgemeinschaft Wolf-Edenfeld bearbeitet wurde, geht es um den Themenschwerpunkt „Kultur trifft Natur“. Dieses Gebiet befindet sich an einer Verbindungsstelle zwischen der historischen Altstadt Rietbergs und einem FFH-Vogel- und Naturschutzgebiet.

Den Bezug zum Thema greifen die Gartenarchitekt:innen aus Berlin in verschiedenen Formen auf. Das Element Wasser steht jedoch im Vordergrund der Umsetzung. Dieses wird in der gesamten Umgebung abstrakt dargestellt und öffnet den Übergang von Kultur und Natur. Die Schnittstelle zwischen Kultur und Natur sollte im Projekt insofern stattfinden, als dass nutzbare Erholungsräume für die Besucher:innen entstehen, die bislang fehlten.

Ringbeck, Rühl & Brummel und die Golfplatz- und Landschaftsbau GmbH sind im Projekt die ausführenden Instanzen und erschufen im Rahmen eines Budgets von 4,0 Millionen Euro eine gut besuchte Außenanlagen. Die Fertigstellung der Landesgartenschau zu diesem Themenschwerpunkt erfolgte im Jahr 2008.

Entdecken und Erleben in der Landesgartenschau Rietberg

Neben „Kultur trifft Natur“ ist „Lebendige Kulturgeschichte“ für den Bereich der Freianlagen ebenfalls relevant. Das Areal befindet sich entlang des Torfweges und am Rande des Naturschutzgebietes. Dort trifft der historische Stadtkern Rietbergs mit der Ems auf die offene Landschaft. Im Fokus steht das Erlebbarmachen der Themen für die Besucher:innen. Das Wasser steht in der Planung an erster Stelle, weil es kulturell und naturlandschaftlich stark geprägt hat.

Der zentrale Zugang zur Landesgartenschau befindet sich am Torfweg. Bereits zu diesem Zeitpunkt kommt den Besucher:innen unmittelbar mit dem Thema Wasser in Berührung. Langsam entsteht eine Annäherung an unterschiedliche Bau- und Naturelemente, die sich mit Wasser beschäftigen.

Besonders den Verlauf des Wassers und dessen Inszenierung haben die Architekten bedacht. Am Eingang des Parkes befinden sich kleine, als „Wassertropfen“ aufgemalte Farbflächen auf dem Boden, die immer größer werden und schließlich zu echten Wasserflächen führen. Das Ziel liegt dabei beim Ober- und Untersee, der vor allem im Sommer zum Verweilen einlädt.

Auf dem Gelände befinden sich unter anderem auch Wechselflor-Beete, eine großzügige Kinderspielfläche, viele Hochbeete und eine große Rasenfläche in Tropfenform. Dadurch ist eine naturnahe Annäherung für junge und ältere Generationen möglich.

Kontrastierung der Elemente der geplanten Außenanlagen

„Kultur“ und „Natur“ treten kontrastiert in der Freianlage auf. Deutlich wird das vor allem bei der Wahl der Pflanzen und Materialien. Der Eingangsbereich der Landesgartenschau beginnt zunächst anthropogen und besitzt weniger natürliche Elemente. Zum Untersee hin entsteht jedoch ein naturhafter Bereich mit detaillierten Pflanzschemata.

Im vorderen Bereich befinden sich viele Zier- und Schmuckstauden, teils in Hochbeeten, die viel Pflege benötigen. Ihre Wirkung ist dabei insgesamt weniger natürlich, weil sie auf bestimmte Weise angeordnet wurden. Im hinteren Bereich gewinnen Wildstauden und endemische Pflanzenarten die Überhand und kennzeichnen somit den Punkt, an dem die Kultur auf die Natur trifft. Ab diesem Punkt, bis hin zur Westerwieher Straße, dominieren die Themen Natur, Wasser, Moor, Pflanz- und Vogelwelten.

Der Teil der Landesgartenschau, der die Natur wiedergibt, ist vor allem für jüngere Besucher:innen interaktiv erfahrbar. Sie erhalten die Chance sich kreativ auszuleben, zum Beispiel auf dem großen Matschspielplatz am Obersee. Dadurch wird dem bisherigen Defizit an Kinderspielbereichen in Rietberg entgegengewirkt.

Beachtung der Natur im Sinne ökologischer Gesichtspunkte beim Bauvorhaben aus Berlin

Viele Bereiche der Landesgartenschau sind, bezogen auf die Natur, als sensibel anzusehen. Vor allem die Areale am Obersee und die sich daran anschließenden Feuchtwiesen brauchen besondere Beachtung. In der Planung der Landschaftsarchitektur ist dabei die oberste Priorität, dass diese sensiblen Orte geschützt sind. Dies geschieht mittels Stegkonstruktionen und klaren Wegesystemen. Die Besucher können die geschützten Orte sehen, werden jedoch am Rande dieser Bereiche entlanggeführt und verhindern dadurch mutwillige Zerstörungen.

Die Stegkonstruktion führt vor allem durch die Feuchtwiesen des Naturschutzgebietes „Rietberger Emsniederung“. Der aus heimischem Holz angefertigte Steg macht die Natur hautnah erlebbar. Die Route der Stege wurde dabei im Vorfeld eng mit der ULB festgelegt, um den ökologischen Aspekt möglichst vollständig zu erhalten. So ist ein organisch geschwungener Weg entstanden, der wertvolle Pflanzenbestände berücksichtig und ausspart. Der Weg ist so angelegt, dass er auch zu kälteren Jahreszeiten sicher genutzt werden kann.

In Bezug auf den zweiten Themenschwerpunkt „Lebendige Kulturgeschichte“ möchten die Planer:innen des Geländes auf die bis heute ablesbaren Spuren der Stadt und Landschaft Rietberg hinweisen. Eine spielerische und informative, teils mittels temporärer Installationen gestaltete Landschaft, hat sich über den Zeitraum der Landesgartenschau deutlich gemacht. Für die Besucher:innen entsteht dadurch ein Ort für Spaziergänge, aber auch ein interessantes Spannungsfeld mit der Chance, sich aktiv mit Kultur und Natur auseinanderzusetzen.

Der architektonisch geplante Eingangsbereich

Der bereits benannte Haupteingangsbereich am Torfweg besitzt ein markantes Gestaltungselement. Eine geschwungene Pergolen-Konstruktion dient einerseits als Unterstand, andererseits aber auch als Verbindungselement zwischen dem nahegelegenen Freibad und der Landesgartenschau. In diese Konstruktion sind weitere wichtige Elemente eingebettet. So entsteht durch die Gartenarchitekten aus Berlin ein Kassenhaus, WCs, Verleihstationen von Gehhilfen und Bollerwagen sowie die Ein- und Ausgänge zum Gelände.

Sowohl die Kassen als auch die WCs und der Verleih befinden sich in holzverkleideten Containern, die an die Pergola angebunden sind. Optisch werden sie durch Heckenbepflanzungen aufgewertet. Die gesamte Konstruktion schirmt den Bereich der Landesgartenschau ab und dient somit als Grenze zwischen dem Gelände und dem äußeren Bereich.

Für Pausen oder kurzzeitiges Verweilen sind nach Abschluss der Pergola auch geplante Sitznischen mit Bänken zu finden. Sie können von den Besuchern:innen der Landesgartenschau oder des Freibads auf Wunsch genutzt werden.

Der Klostergarten am Eingang Mitte am Landesgartenschaugelände Rietberg

Der Klostergarten, der ursprünglich der südliche Teil der Gartenanlage des Franziskaner Klosters war, wurde im Rahmen einer Umgestaltung im Jahr 2005/2006 gestalterisch verändert. Der vorerst zunehmend verwildernde Garten wurde ausgelichtet und ein neues Wegenetz entwickelt. Dadurch schaffte man neue Blickachsen. Seit 2007 befinden sich auf dem Gelände zahlreiche Skulpturen des Rietberger Künstlers Dr. Wilfried Koch und tragen zusätzlich zum Gesamtkonzept rund um die Landesgartenschau bei.

Gartenplanung der kulturellen Elemente

In der Nähe des Eingangsbereich befinden sich die sogenannten „Kultur-Duschen“, die die Besucher mit Informationen unterschiedlicher Kulturen versorgen. Die Kultur-Dusche steht im Kultur-Hain, der als zentraler Ort der Informationen dient. Zu finden ist dieses Element unter dem Schutz eines Baumdaches mit Sitzblöcken für die Besucher:innen. Dadurch kann ein reger Austausch entstehen und ein schattiger Ort zum Verweilen genutzt werden. Topographisch hebt sich diese Fläche leicht aus der Ebene heraus.

Freianlagenplanung Die Kulturduschen sind mit mehreren Sinnen erfahrbar. Visuelle oder akustische Präsentationen mit wissenswerten Informationen zur kulturellen Entwicklung der Region ermöglichen aktives Lernen in der Freizeit. Dabei sind in den Duschen unterschiedliche Themenschwerpunkte in Bezug auf Kultur zu finden. Die Sprachkultur, die Gartenbaukultur und die Esskultur werden auf informative Weise für Besucher zur Schau gestellt. Die Duschen gelten als Leitdetail auf dem gesamten Gelände, weil sie sich mit ihrer markanten Farb- und Formgestaltung von anderen Elementen abheben.

Einen aktiven Begegnungsraum mit der Kultur plante unter anderem Freiraumplanung Wolf mit sogenannten Kultur-Wänden. Die Besucher:innen werden dabei zur Aktivität aufgefordert, um die kulturellen Aspekte zu entdecken. Es gibt auf den Wänden „Kultur-Fenster“, die beim Durchschauen Fotowände zeigen. Dadurch muss der zunächst die wichtigen Elemente durch das Fenster hindurch entdecken. Als Highlight gilt die Möglichkeit, sich auf der Wand selbst zu verwirklichen. Ein individueller Abdruck ist dadurch möglich, da in der Wand Stifte eingearbeitet sind, die durch die Berührung auf der anderen Seite ein Profil hinterlassen.

Sprachkulturen sind regional unterschiedlich. Zum Entdecken der Rietberger Sprachkultur haben sich die zuständigen Architekten einen „Kultur-Fluss“ ausgedacht und geplant, der auf besondere Weise inszeniert wurde. Bodenbänder und Buchstabenhügel, die mäandrierend, also mit einem gewundenen Verlauf, gestaltet sind, bringen den Besuchern:innen die Sprache der Region näher. Dadurch wird auch aktiv entgegen des Verlusts regionaler Sprachen gewirkt. Zu finden sind Ausdrücke und Sprüche in Westfälischem Plattdeutsch und andere Spracheigenschaften, die sich in der Region manifestiert haben. Die Buchstabenhügel können erklommen werden und bringen eine spielerische Art und Weise der Entdeckung ein.

Als Ort der Kulturen präsentiert sich der Stadtteil Neuenkirchen. Er besitzt sowohl das älteste katholische Gotteshaus als auch eine Moschee. Bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten in den 1930er-Jahren war der Stadtteil auch ein besonderer Synagogenstandort. Ausgehend von den drei Religionen Judentum, Christentum und Islam befinden sich auf dem Gelände der Landesgartenschau überdimensionale Bücher in einer kreisrunden Form. Im Mittelpunkt des Kreises ist ein Olivenbaum zu finden, der ein verbindendes Motiv in den Religionen darstellt.

Gartenarchitekt Berlin Die Bücher sind aus Naturstein hergestellt, 2,50 Meter hoch und etwa jeweils acht Tonnen schwer. Sie symbolisieren die Tora als heiliges Buch des Judentums, die Bibel für das Christentum und den Koran für den Islam. Auf der linken Buchseite jedes Steins werden zunächst allgemeine Informationen über die Religion geteilt. Auf der rechten Seite können Besucher:innen sich die Geschichte der Religion, speziell auf den Stadtteil Neukirchen bezogen, durchlesen.

Den Ort der Bücher haben die Freianlagenplaner bewusst schlicht gestaltet. Zu finden sind Palmen, Liguster, Gräser und Rosen, die nach den ursprünglichen Herkunftsregionen der drei Weltreligionen ausgesucht worden sind.

Der Infohügel auf der Freianlage

Im Eingangsbereich der Landesgartenschau befindet sich ein von weitem gut sichtbarer Hügel, der als Treffpunkt zahlreicher sich im Park befindender Gruppen und Besucher:innen dient. Es ist mit Blütensträuchern begrünt, in die sich Sitzstufen hineinschieben. Besucher:innen wird dadurch ein Überblick über den Eingangsbereich ermöglicht, der Orientierung für den Aufbau des Parks schafft. Zusätzlich stellen die Ausführenden Informationstafeln mit Übersichtsplänen des gesamten Geländes auf.

Der Unter- und Obersee der Landesgartenschau

„Kultur trifft Natur“ in der Landesgartenschau Rietberg Eine großzügig geplante Wasserfläche ist der etwa ein Hektar große Untersee. Mit einer installierten Wasserfontäne ist er ein visueller Anziehungspunkt. Das Ufer des Sees ist natürlich geprägt, wobei die nördliche Uferseite über eine Wassertreppe aus Beton verfügt. Sie ermöglicht den direkten Zugang zum Wasser. Des Weiteren laden unmittelbar in der Nähe stehende Sitzblöcke zum Aufenthalt und Entdecken ein. In der Wassertreppe sind zusätzlich zwei Wasserspiele integriert. Die Wasserfläche wird durch zwei Stege gerahmt und ermöglicht das Begehen des Sees.

Für den Eindruck einer natürlichen Seelandschaft wurde sich während der Planung für eine Furt entschieden, die den Übergang von Unter- zu Übersee ermöglicht. Für eine seichte Stelle wurde die Straße, die die beiden Seen trennt, abgesenkt und durch gestalterische Maßnahmen zu einem Verbindungselement für die beiden Wasserflächen umgebaut. Dazu legten die zuständigen Personen blauen Asphalt in den Scheitelpunkt der Absenkung. Die Verbindung soll auch dann gegeben sein, wenn keine Hochwassersituation besteht. Für eine sichere Abgabe des Hochwassers an den Untersee ist ein Riegel aus Naturstein eingebaut worden. Dieser drosselt die Abgabe des Wassers durch vertikale Schlitze an den Untersee.

Die Planung des Wasserspielplatzes auf der Außenanlagen

Für Kinder gibt es auf dem Themengelände „Kultur trifft Natur“ zahlreiche Spiel- und Erlebnisräume. Einer davon ist der Wasserspielplatz, der genügend Raum für individuelles und freies Spielen lässt. Das Ziel dabei ist die Erschaffung eines „naturnahen Aktionsraums“. Wichtig hierfür sind vielfältige Boden- und Vegetationsstrukturen, da sie Raum zum bewussten Erleben geben. Der Boden wird beispielsweise durch loses Material wie Steine oder Holzstücke verändert werden können. In Bezug auf das Ur-Element Wasser können die Kinder damit viele Entdeckungen machen.

Zusätzlich zu naturnahen Spielmöglichkeiten sehen die Gartenarchitekten aus Berlin den Einbau einiger Aktionsspielgeräte vor. Dazu gehört unter anderem die Archimedische Schraube, die spielerisch als Wasserförderanlage dient. Sie wird stimmig in das Gesamtbild des Geländes eingefügt.

Die Landesgartenschau Rietberg – mehr als nur ein Ort zum Verweilen

Das Konzept, das hinter „Kultur trifft Natur“ steckt, ist durchdacht und mehr als nur ein Park. Die Besucher:innen erhalten durch Wolf & Ebenfeld die Chance, verschiedene regionale Gegebenheiten und Weltreligionen zu erfahren. Die Darstellungen sind nicht nur für Erwachsene, sondern auf spielerische Weise auch für Kinder nahegebracht. Besonders der Verlauf der immer größer werdenden Wassertropfen, die schließlich im See münden, stellt den Fokus der Landesgartenschau zu diesem Schwerpunkt dar. Am See sind nicht nur Spaziergänge, sondern auch Aktivitäten mit und im Wasser möglich, wodurch die Intention der Gartenanlage mit mehreren Sinnen überbracht wird.